Eine Lange Fahrt von knapp 400 km und 10 Stunden von Puno bis nach Cusco liegt hinter uns, die längste unserer Reise. Somit ist heute am Dienstag nicht viel passiert. Ich sitze aber im Bus neben Marita unserer Reiseleiterin und habe viel über das Leben der Peruaner erfahren bzw. vertiefen können. Mir wird wieder einmal aufs Neue bewusst, was für ein privilegiertes Leben ich in Deutschland führe. Ich möchte Euch etwas teilhaben lassen an meinem neu erworbenen Wissen darüber, wie es sich hier so in Peru lebt. Wer mag, liest weiter- wer nicht, springt zu "Die alte Inka Hauptstadt" weiter unten. 😉

Einkommen und Soziales
Der Mindestlohn sollte in ganz Peru bei 1.500 Soles liegen, dass sind umgerechnet knapp 370 Euro pro Monat. "Sollte" schreibe ich deshalb, weil die Menschen hier auch oft weniger verdienen. Insbesondere auf dem Land sind es nicht selten nur 400 Soles, also 100 Euro pro Monat. Da liegt es auf der Hand, dass der eigene Gemüse-und Obstanbau unerlässlich ist, um zu überleben.
80% haben der Peruaner haben keine Kranken-oder Rentenversicherung. Als Vorsorge für das Alter versuchen sie daher im Laufe ihres Lebens eine Immobilen oder ein Grundstück anzuschaffen, um später von der Mieteinnahme Leben zu können. Wer das nicht schafft, ist verloren oder auf die Hilfe der Kinder angewiesen. Ist man krank in Peru, geht man in ein staatl. Krankenhaus am besten immer zu zweit. Warum? Weil nicht immer alles vorhanden ist, was gebraucht wird, um dein gesundheitliches Anliegen zu behandeln z.B. fehlen oft Nadeln, OP-Messer, Verbandszeug, Fäden, Desinfektion etc. In so einem Fall muss man dann diese Dinge im der Apotheke besorgen und ins Krankenhaus bringen lassen - dann ist man auf die Hilfe der Begleitperson angewiesen. Private Kliniken gibt es in Peru auch, sind aber für die meisten nicht bezahlbar. Auf dem Dorf ist das nächste Krankenhaus oftmals eh viel zu weit entfernt und dort glauben die Menschen zumeist an die Heilung durch die Natur. Es gibt Schamanen, die versuchen, das gesundheitliche Anliegen mit Kräutern und Zeremonien zu heilen.

Qantu oder Cantuta - Perus Nationalblume
Wohnen
Es gibt 3 Möglichkeiten in Peru zu wohnen, zwei davon sind identisch zu unseren: Entweder zahlt man eine Miete oder man kauft ein Haus/Wohnung. Die Kreditzinsen sind allerdings in Peru extrem hoch und liegen bei schwindelerregenden 12/13%. Das kann sich natürlich kaum einer leisten, deshalb mieten die meisten Peruaner. Im Süden vom Peru gibt es noch eine Alternative. Sie nennt sich "Antikredit". In so einem Fall braucht man angespartes Vermögen, welches man einer Person, die für eine Selbständigkeit Startkapital benötigt, als Kredit ohne Zinsen für einen gewissen Zeitraum bespielsweise 2 Jahre zur Verfügung stellt.
Während dieser Zeit wohnt man dann ohne weitere Mietkosten in der Immobilie dieser Person. Alles wird offiziell über den Notar geregelt. Kann das Geld nicht bis Laufzeitende zurückgezahlt werden, wird in letzter Instanz der "Mieter" zum Besitzer.
Glauben
In etwa 85% der Peruaner sind heute auch nach Ende der spanischen Kolonialherrschaft noch katholischen Glaubens. Dennoch haben viele die alten Traditionen nicht ganz aufgegeben. Sie glauben zusätzlich noch an ihre alten Götter und ehren sie bis heute in Zeremonien. Zum Beispiel zu Ehren der Göttin Pachamama, die als personifizierte Erdmutter Leben in vielfacher Hinsicht schenkt, nährt und schützt. Im August jeden Jahres wird noch in vielen Familien ein Ritual abgehalten, bei dem der Pachamama ein Teil dessen zurückgegeben wird, was sie den Menschen das ganze Jahr über großzügig schenkt hat. Die symbolischen Opfergaben wie z.B. Süßigkeiten, Koka-Blätter, Getreide, Früchte und noch einiges mehr werden in einer Zeremonie überreicht. Ein Priester oder Schamane verbrennt dann die Gaben, um sie anschließend zu vergraben. So soll die Dankbarkeit und Gegenseitigkeit zwischen Mensch und Natur übermittelt werden. Das finde ich nachvollziehbar und schön. Wie wundervoll, dass doch Teile der peruanischen Kultur bis heute allem zum Trotz erhalten geblieben sind.
Rassismus im Land der Vielfalt
2021 feierte Peru 200 Jahre Unabhängigkeit von der spanischen Kolonialherrschaft, aber dessen Spuren sind bis heute allgegenwärtig. So ist die indigene Bevölkerung bis heute häugig in der Gesellschaft schlechter gestellt als die privilegierte weiße Oberschicht. Sie sind in staatlichen Einrichtungen, in der Politik, in den Medien, der Literatur, Werbung oder Kunst so gut wie nicht vertreten. Auch ich sehe auf Plakaten in Modegeschäften oder Werbebannern fast immer weiße Frauen und Manner abgebildet. Marita erzählt, dass vieke Indigene heute kein Quechua mehr sprechen, also die alte indigene Sprache Perus. Oft wollten die Eltern nicht, dass ihre Kinder Quechua lernen, weil sie dann auch Spanisch mit einem Akzent sprechen würden und damit im Leben vermutlich schlechter gestellt wären. Bis heute verleugnen Indigene und Mestizen (Nachfahren von Idigenen und Weißen), sofern sie in die Stadt ziehen, oft ihre sprachliche und kulture Herkunft. Das ist furchtbar und nicht zeitgemäß. Versöhnlich stimmt mich jedoch, dass es wohl langsam einen Wandel gibt und ich hoffe, dass dieser langfristig zu mehr Akzeptanz und auch Gleichberechtigung führt.

Die alte Inka Hauptstadt
So, nun aber weiter im Reiseprogramm. Wir sind in Cusco angekommen und erkunden nun mehre Tage die Hauptstadt des damaligen Inkareiches. Um 1200 nach Chr. kamen die ersten Inka nach Cusco, was übersetzt der Nabel der Welt bedeutet. Dem war auch so, denn in der Blütezeit der Inka, regierte der Inkakönig von hier aus über 13 Mio Untertanen. Da das Reich riesig war, wurde es in 4 Gebiete aufgeteilt, die ebenfalls einen König bekamen. Damit aber der große Inkakönig immer wußte, was in den anderen Gebieten so passierte, entsandte er Spione, die ihm dann über einen Boten berichteten. Wie das erfolgte, ist allerdings bis heute ein Rätsel, denn es wurden nie Schriftzeichen oder Ähnliches der Inka gefunden.

Cusco gefällt mir sehr, ich mag den Spirit und das bunte Treiben von Touristen und Einheimischen. Die Altstadt mit vielen engen und verwinkelten Gassen, die berauf und bergab führen, hat mich wirklich in ihren Bann gezogen - schon nach wenigen Minuten. Aber seht selbst!
P.S. Die Fahne mit den Regenbogenfarben ist die Flagge von Cusco-nicht zu verwechseln mit der LGBTQ Fahne, Diese hat 6 Farben, während auf der von Cusco 7 abgebildet sind.
Fortsetzung folgt! 😁
Bis bald,
Eure Katha
Klugscheißerwissen
In Peru leben dreiviertel aller Alpakas. Sie sind die kleinen Verwandten der Lamas und gehören zur Familie der Kamele. Das Besondere an der Alpaka-Wolle ist, dass sie Wärme speichern kann aber auch bei hohen Temperaturen Wärme abstößt. Meist werden Alpakas 1x pro Jahr geschoren und je Tier fallen ca. 1-3 kg Wolle ab.
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