Es ist Sonntag, aber wir dürfen leider nicht ausschlafen. Abfahrt ist um 7 Uhr, also heisst es seeehhhr früh raus aus den Federn. Aber hey, ich mache ja auch eine Reise und keinen Urlaub. 🤣😜
Es liegt heute wieder ein langer Fahrtweg vor uns mit dem Ziel Puno am Titicaca-See. Dafür überqueren wir nochmal den 4.900m Andenpass von vorgestern. Was soll ich sagen, die Aklimatisierung gestern war bei mir erfolgreich. Kein Schwindel, kein Kopfweh, einfach nix auf dem Pass. Stattdessen diesmal aber bestes Wetter, so dass wir heute einen phantastischen Blick auf die Vulkane rundherum haben. Der höchste ist gigantische 6.200m hoch. Noch beeindruckender ist allerdings, dass einer der Vulkane gerade ausbricht und qualmt. Was für eine Kulisse...zumindest aus sicherer Entfernung betrachtet 😳


Wir trinken natürlich weiterhin Koka-Tee, kleben uns mittlerweile in 2ter Ausbaustufe auch Koka-Blätter-Päckchen in die Wange (wie Kautabak) und ich habe auch Koka-Kekse für mich entdeckt. Denn: wir bleiben auch die nächsten Tage auf 3.400m. Safety first!
Die Inka und ihr Totenkult
Grundsätzlich möchte ich Euch möglichst wenig mit historischen Fakten konfrontieren. Aber einwenig davon gehört ja schon dazu. Sprechen wir kurz über die Inka, die wohl bekannteste Hochkultur Südamerikas. Sie herrschten vom 12. bis 16. Jahrhundert - quasi bis zum Eintreffen der Spanier in Peru im Jahre 1532.
Die Inkas und auch ihre vorherigen Kulturen glaubten daran, nach dem Tod als Mensch wiedergeboren zu werden. Deshalb begruben sie ihre Toten nicht, sondern mumifizierten sie im embryonaler Haltung, so dass sie ihren alten Körper wie bei einer Geburt erneut verlassen und in einem neuen wiedergeboren werden können. Um ihnen den Start in das neue Leben leichter zu machen, wurden Opfergaben in Form von Gold und Schmuck oder Arbeitsgeräte des Toten mit in die Grabstätten gelegt. Leider wurden diese wegen der zum Teil erheblichen Schätze später zerstört und geplündert.
Heute besuchen wir in der Provinz Puno die Inka Grabstätte "Sillustani". Sie liegt imposant an den Ufern der Umayo-Lagune. Hier wurden die Adligen der Inka und die ihrer Vorgänger der Colla in beeindruckenden Mausoleen in Form umgekehrter Kegel begraben. In den größen von ihnen war Platz für ca. 16 Mumien. Über einen kleinen Kriechzugang unten am Turm konnten immer wieder Opfergaben durch Angehörige erbracht werden.
Mit Eintreffen der Spanier in Peru und der Zwangsverbreitung des katholischen Glaubens wurde den Inka untersagt, ihre Toten wie bisher zu "begraben". Stattdessen sollten diese nun mit lang ausgestrecktem Körper an einer Kirche im Boden bestattet werden. Das war natürlich für die Inka unvorstellbar, denn wie sollen ihre Toten so wiedergeboren werden, dies ginge nur mumifiziert in embryonaler Körperhaltung. Sie taten also zunächst das, was die Spanier von ihnen verlangten, gruben ihre Toten allerdings nachts dann wieder aus, um sie an anderer Stelle so zu verabschieden, wie es ihrem Glaube und ihrer Kultur entsprach. Als die Spanier das mitbekamrn, zerstörten sie daraufhin die alte Grabstätten der Inka und vermischten die dort vorhandenen Knochen und Überreste aller Mumien miteinander - ein fürchterliches Vergehen an den Inka und ein nachhaltiges Druckmittel für die künftige Durchsetzung des katholischen Beerdigungsrituals. Nicht das einzige Grausame, was die Spanier der Inka-Kultur angetan haben.
Schwimmende Inseln auf dem Titicaca-See
Willkommen am und auf dem Titicaca-See heisst es heute für uns am Montagmorgen. Besser kann eine neue Abenteuerwoche nicht starten. Wir fahren sehr früh raus auf den Titicaca-See. Der Süßwassersee mit seinen gewaltigen Ausmaßen liegt übrigens auf 3.800m Höhe und ist damit der höchste schiffbare See der Welt. Bolivien und Peru teilen sich den See, die Grenze verläuft einmal quer hindurch.
Auf dem Titicaca-See in der Puno Bucht leben die Uros auf schwimmenden Inseln aus Binsen - eine Art Schilfgras. Sie leben vom Fischfang und haben eine ganz eigene Kultur, die sie natürlich auch Dank des Tourismus erhalten können. Es ist ein ganz besonderes Erlebnis für mich, diese Menschen dort besuchen zu dürfen.



Der Bau einer Insel für ca. 5 Familien dauert in etwa 2 Jahre. Dafür werden Wurzelblöcke der Schilfbinsen herausgeschnitten und wieder an anderer Stelle zu einer Art Ponton zusammen gebunden (siehe Bilder mit Beispieldarstellung).Man muss natürlich warten, bis diese wieder zusammen gewachsen sind. Erst dann werden Binsenhalme geschnitten, auf das Ponton gelegt und als Fläche festgetreten. Dazu wird meist ein Fest veranstaltet, damit möglichst viele Leute aus der Nachbarschaft mithelfen. Fertig ist das schwimmende Zuhause. Bei guter Pflege halten diese Inseln 20-30 Jahre. Nur gibt es etwas wichtiges zu beachten. Will man am Morgen nach einer stürmischen Nacht nicht ohne gültigen Pass in Bolivien aufwachen, muss man die Insel an Ort und Stelle verankern. Vorteil ist natürlich, man kann auch jederzeit wie bei einem Wohnmobil an einen anderen Ort umziehen. Anker einholen, Boot starten und die Insel dahin ziehen, wo man möchte. Praktisch.
Bis bald,
Eure Katha
Klugscheißerwissen
In Peru ist Spanisch die Amtssprache, aber auch die indigenen Sprachen Quechua und Aymara gehören dazu. Quechua ist die meistgesprochene indigene Sprache in Südamerika. Der größte Anteil davon wird in Peru gesprochen, daher ist sie auch die drittgrößte Sprache in Südamerika nach Spanisch und Portugiesisch.
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