Am Samstag fahren wir sehr früh weiter auf der Nationalstraße RN7 Richtung Süden nach Ambositra.
Schon nach kurzer Zeit ändert sich wieder die Landschaft des Hochlandes - wir sehen nun kunstvoll angelegte Reisterrassen. Die in dieser Region lebenden ethische Gruppe Betsileo ist eine der zwei asiatisch abstammenden Volksgruppen Madagaskars und heute die drittgrößte der insgesamt 18.
Hier habt ihr wieder meinen Festerausblick auf die wunderschöne Landschaft unterlegt mit einer Tonaufnahme der Folklore-Darbietung unserer Gästehaus-Crew gestern Abend. Also wieder Ton an!
Skurriler Ahnenkult
Die Volksgruppe Betsileo, die hier in dieser Hochlandregion leben, führen bei ihren Toten alle paar Jahre Umbettungszeremonien durch. Im Rahmen eines großes Festes, bei dem das ganze Dorf eingeladen ist, wird das Familiengrab geöffnet und die Knochen der Toten in ein neues Leichentuch umgebettet. Bevor sie zurück ins Grab kommen, werden sie singend und tanzend durch das Dorf getragen. Hier ist asiatische Abstammung sehr deutlich zu erkennen, in Asien gibt es Parallelen. Das fröhliche Feiern zum Gedenken der Toten finde ich toll, aber der Rest ist schon sehr speziell.
Ambositra - das Zentrum der Holzschnitzer
Gegen Mittag erreichen wir Ambositra. Die Stadt hat nur 34.000 Einwohner und ist dank eines kleinen Volksstammes aus den naheliegenden Bergwäldern bekannt für seine Holzschnitzkünste. Wir besuchen wir eine Holzschnitzerwerkstadt. Sie fertigen dort unter anderem wundervolle Holzfiguren von ganz kleinen bis zu richtig großen. Alles Handarbeit - auch hier keine technischen Geräte. Das Sägeblatt für die handbetriebene Stichsäge wird aus Autoreifen gefertigt. Die 2 Federkerne geben den notwendigen Schwung.
Ich habe mir meinen Namensvetter, einen kleinen Katta Lemur, als Erinnerung mitgenommen. Vielleicht kommt morgen noch ein echter dazu.🤣
Mit Zwischstopps dieser Art wird die lange Fahrt nach Fianarantsoa, unser heutiges Tagesziel, etwas abwechslungsreicher.

Katha bei den Kattas
Heute ist Sonntag und wir starten mal etwas später als die letzten Tage. Um 7:30 Uhr sitzen wir gestärkt und voller Vorfreude auf das, was wir erleben werden im Mini-Bus.
Unser Busfahrer ist schon lange vor uns auf den Beinen, er hat den Bus von innen und außen für uns gereinigt. Ein toller junger Mann aus Madagaskar, der davon träumt einmal Tourguide zu sein und jeden Abend dafür fleißig Englisch lernt. Im Gespräch hat mir einiges von sich verraten. Er spart auf ein Motorrad und möchte einmal im Leben fliegen. Er fährt uns tagtäglich über Stunden sicher und souverän durch Madagaskar, ist immer fröhlich und aufmerksam. Er wird es zum Tourguide schaffen, da bin ich mir sicher.
So nun aber zu dem, was heute anliegt. Wir reisen nach Ambalavao in das Anja-Reservat. Endlich treffe ich auf die Katta Lemuren.
Achtung cuteness overload!
Derzeit gibt es Katta Babys und wir haben sogar das Glück, dass es in der Gruppe Zwillinge gibt. So süß!
Kattas sind wohl die bekanntesten Vertreter der Lemuren, nicht zuletzt wegen wegen ihres lustigen Auftritts im Film Madagaskar. Sie sind anders als viele andere Arten tagaktiv und pflegen ein ausgeprägtes Sozialverhalten in der Gruppe. Kattas leben monogam und in Gruppen von 13 bis 15 Tieren.
Da sie den Menschen ihre Ernten wie z.B. Tomaten und Obst geklaut haben, wurden sie früher leider häufig getötet. In der Region um Ambalavao wurde die Population dadurch auf knapp 100 reduziert. Das Reservat hat es geschafft, das es heute wieder ca.700 freilebenden Kattas hier gibt.
Es war mir eine Freude, ihr lustigen Kerlchen - so von Katha zu Katta! 😊

Auf unserem Weg ins Isalo Gebirge gibt es auch noch viel Weiteres zu sehen. Wieder wunderschöne Natur, aber auch viele Begegnungen, die mich bewegen. In den Hochland Dörfern links und rechts der Nationalstraße leben die Ärmsten der Ämsten. Die meisten Kinder sind von Kopf bis Fuß fürchterlich schmutzig und tragen durchlöcherte Kleidung. Sie sind neugierig auf die weißen Menschen und kommen, egal wo wir anhalten, freudig angelaufen. Auch natürlich in der Hoffnung, etwas von uns zu bekommen. Wir geben hier und da etwas, was wir mitgebracht haben- kleine Seifen, Zahnbürsten, Malstifte , Schulhefte und Geld...aber es sind einfach zu viele. Mich erden diese Begegnungen immer wieder aufs neue sehr und ich bin einfach nur dankbar für mein privilegiertes Leben zu Hause. Zugleich haben die Magagassen meine vollste Bewunderung dafür, wie sie mit harter Arbeit überleben und wie zuversichtlich sie dabei bleiben.
Ihr Lieben, ja heute nicht nur schöne Bilder sondern auch etwas Realität.
Aber auch das möchte ich mit Euch teilen.
Zum Abschluss noch mal ein paar der schönsten Impressionen von heute.
Viele Grüße
Eure Katha
Klugscheißerwissen
Angesichts der vielen Reisfelder und Reisterrassen könnte man glauben, Reis gehört zu den Exportprodukten Madagaskars. Dem ist nicht so, das Gegenteil ist der Fall. Es wird zusätzlich Reis aus Indien und Sri Lanka importiert, um den Gesamtbedarf der Bevölkerung zu decken.
Kommentar hinzufügen
Kommentare