Erstmal FROHE OSTERN Ihr Lieben und viele Grüße! Witzigerweise ist in Japan nach dem Tierkreiszeichen Kalender gerade das Jahr des Hasen. Passt ja irgendwie! ;-)

So nun aber wieder weiter im Programm, es gibt viel zu erzählen.
Zuletzt habe ich ja über unser Ryokan Erlebnis berichtet. Neben den Onsen sind diese japanischen Gasthäuser auch für extrem gutes Essen bekannt. Davon können wir uns bei einem typisch japanischen Abendessen selbst überzeugen.
Natürlich tragen wir den traditionellen Yukata und Schlappen zum Abendessen ;-).
Normalerweise trägt man den Yukata (Baumwollmantel) geschlossen mit einem Gürtel, dabei schlägt man den Mantel immer zuerst zum Herzen ein und dann die andere Seite. Niemals andersherum, denn das wird nur bei Toten gemacht.
Da Japan sich auf Besucher meiner Statur noch nicht so eingerichtet hat, trage ich eine modische Interpretation!😉

Nun zum Essen
Die Tische sehen so wunderschön aus, dass man sich nicht satt sehen kann. Es gibt viele kleine Köstlichkeiten zur Vorspeise. In Japan ist man Fisch in allen Variationen - roh, gebraten oder gekocht und auch alles an Fleisch - Huhn, Schwein und Rind. Anders als man vermuten würde, haben Vegetarier und Veganer es hier echt schwer. Selbst Gemüse ist meist mit Fischsauce zubereitet oder mit anderen nicht vegetarischen Zutaten vermengt.

Das Hauptgericht haben wir uns an diesem Abend im Grunde selbst zu bereitet. In eine Schale mit kochendem Salzwasser gibt man zunächst vorbereitetes Gemüse wie Kohl, Möhren sowie Pilze und lässt alles etwas kochen. Dann geben wir vorgegekochte Mi-Nudeln hinzu und schwenken mit einer Zange das rohe, hauchdünne Fleisch 2-3 mal in der Flüssigkeit hin und her. Nudeln,Gemüse und Fleisch kommen dann zusammen mit einer Seasam-Sauce in ein kleines Schüsselchen. Ein paar Gewürzpasten noch hinzugefügt, fertig ist die Leckerei. Quasi ein bißchen wie Fondue.
Wir essen hier übrigens mit Stäbchen. Nur selten wird Besteck angeboten. Das stellt den ein oder anderen hier vor so manche Herausforderung, aber bisher sind alle satt geworden. 😉
Delikatesse oder eklig?
Zum Frühstück traue ich mich an etwas ganz Tradionelles in Japan. Ich probiere Natto. Das sind vergorene Sojabohnen. Man mischt Senf und eine Art Sojasauce zu den Bohnen und rührt so lange, bis die Masse Fäden zieht. Wegen dieser Konsistenz wird Natto auch gern als "Pflanzenkäse" bezeichnet. Pur sollte man es nicht probieren, daher folge ich dem Rat unseres Guides und esse es zusammen mit Reis.

Und wie ist das Aroma zu beschreiben? Das ist wirklich schwierig zu sagen. Es schmeckt etwas streng, ist aber nicht annähernd so schlimm, wie von mir erwartet. Meine Leibspeise wird es dennoch nicht.
Dem Natto wird nachgesagt, dass es das Leben verlängert. Möglicherweise werden Japaner wohl deshalb so alt. Japan hat die höchste Lebenserwartung weltweit. Frauen werden im Schitt 87 und Männer 81 Jahre alt. Über 90.000 Menschen sind hier älter als 100 Jahre - verrückt oder?
Eines hat mich dabei wirklich überrascht: Japaner trinken gern und viel Alkohol, vor allem Bier. Es ist auch nicht unüblich, dass Japaner auch mal angetrunken zur Arbeit gehen. Tztztztz....
Vom Workaholic zum Herbstlaub
Ja die Arbeit ist ein zentraler Lebensmittelpunkt der Menschen hier. Man ist quasi mit der Firma verheiratet bis zur Rente und wechselt eigentlich nie den Arbeitgeber. Es gibt zum Teil Schlafplätze in den Büros und auch Firmengräber, in die man sich beisetzen lassen kann - für mich echt crazy.
Die Arbeit ist daher auch der Grund dafür, dass im Alter von 65, dem Rentenbeginn, die meisten Ehen hier geschieden werden. Die Ehefrauen erkennen erst dann, was für einen Mann sie geheiratet haben, da dieser nun anders als vor der Rente ja immer zu Hause ist. Japanische Frauen bezeichnen ihre pensionierten Ehemänner gern als "nasses Herbstlaub" - es liegt rum, klebt am Schuh und lässt sich nicht abschütteln. 🤣 Humor haben sie ja!!
Die japanischen Alpen
Am Freitag fahren wir nun in die japanischen Alpen. Hier wartet das dörflichere Japan auf uns. Ein riesiger Kontrast zur Metropole Tokio, aber auch so wunderschön. Janis, unser Reiseleiter, fährt am gestrigen Nachmittag noch mit uns in ein abgelegenes Dorf namens Hida-Furukawa. Hier verirren sich selten Touristen hin, so werden wir "Langnasen" schnell zur Attraktion. Ruhig und idyllisch ist es hier, kaum Autos, kein Lärm, kaum ein Bewohner zu sehen - das krasse Gegenteil zum Großstadtflair der ersten Tage.
Die Kirschblüte ist hier noch in voller Blüte. Das sieht einfach traumhaft schön aus.
Heute Vormittag geht unser Gepäck wieder auf Reisen und wir auch. Mit dem öffentlichen Schnellbus passieren wir weiter die Alpen, unser Ziel ist Kanazawa am japanischen Meer, also die andere Küstenseite der Insel Honshu. Dort hat unser Reiseleiter Janis Japanologie studiert und zeigt uns quasi seine Heimat.
Zwischenstopp machen wir in Shirakawa-gō, einem wundervollen alten Dorf mit Stroh gedeckten Häusern mitten im Alpenpanorama. Irgendwie fühle ich mich wie im Heidi-Land.
Der Trickfilm Heidi ist übrigens ein japanischer Anime von 1974.
Viele Grüße
Eure Katha
Klugscheißerwissen
Seit fast 100 Jahren sind sie Teil der japanischen Esskultur: Sanpuru, Imitate von Lebensmitteln und Gerichten, die man in Glaskästen vor viele Restaurants findet. Sie sind in ihrer Herstellung und Präsentation aufwendig, detailgetreu und nur auf den zweiten Blick von echten Speisen zu unterscheiden. Das ist in Japan ein lukratives Handwerk.

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