Ryokan und Onsen

Veröffentlicht am 7. April 2023 um 16:02

Am Mittwoch geht es für einen Tag raus aus dem quirligen Tokio ins Umland. Kamakura ist für Tokioer das beliebteste Ausflugsziel an der Pazifik Küste und binnen 2 Stunden mit der Bahn erreichbar. Hier gibt es den größten im Freien sitzenden Budda von Japan und der Welt. Ich war sogar in seinem Bauch. 😉

Yokohama ist am Nachmittag unser nächstes Ziel. Im Gegensatz zu Kamakura ist dieser Ort eine Pendlerstadt. Man erreicht seinen Arbeitsplatz in Tokio von hier aus in ca. einer Stunde mit der Bahn. An dieser Stelle sei bestätigt, die öffentlichen Verkehrsmittel egal ob Zug, S- und U-Bahnen oder Busse fahren in Japan immer pünktlich auf die Minute. Immer!! Die Japaner sind aber auch sehr diszipliniert im schnellen ein- und aussteigen, wirklich beeindruckend. Es läuft alles geordnet ab, kein Drängeln, kein Schupsen - alles mit Respekt und Höflichkeit.

Auf zum Fuji-Hakone 

Tokio liegt seit gestern hinter uns, wir reisen weiter. Unser Ziel ist der Fuji-Hakone Nationalpark. Natürlich fahren wir mit dem Zug. Hier in Japan reist man in Zügen allerdings nicht mit großen Gepäck, also nicht mit Koffer oder Trekkingrucksack, stattdessen verschickt man das Gepäck üblicherweise vorab mit einem Kurierdienst zum Wunschort. Das dauert je nach Strecke 1-2 Tage und kostet zwischen 15-20 Euro. Finde ich super praktisch.

Für unsere Übernachtung im Hakone Nationalpark haben wir also nur das Notwendige für eine Nacht im Tagesrucksack dabei. Unser großes Gepäck bekommen wir erst einen Tag später wieder.

Leider ist das Wetter schlecht und der Fuji-Vulkan zeigt sich uns nur einmal kurz, dann verschwindet er so schnell wieder in den Wolken, dass ich nicht mal ein Foto machen kann. Es regnet und stürmt so sehr, dass  unsere geplantem Aktivitäten im Park alle ausfallen. So ist das manchmal, wir nehmen es gelassen und freuen uns auf unsere heutige Unterkunft der ganz besonderen Art.

 

Schlappen hier, Schlappen da

Für uns steht heute eine Nacht in einem tradionell eingerichteten japanischem Hotel an, dem Ryokan. Hier gibt es für uns einiges an Etikette zu beachten. 

Klassisch gibt es eine Schiebewand vor dem Zimmer, die in eine Art Vorflur führt. Dort stehen Schlappen vor einer Stufe. Diese Stufe betritt man nie mit Schuhen, sondern zieht diese vorher aus. Auf der Schuh-Ebene haben aber wiederum Socken nichts zu suchen, daher ist es etwas tricky aus den Schuhen direkt auf die Stufe und im bestell Fall in die Schlappen zu steigen ohne nochmal neben den Schuh zu treten. Für den Toilettenbesuch stehen nochmal extra Schlappen bereit, diese haben nie etwas im Rest des Zimmers zu suchen. Also Schlappen aus, Schlappen an, Toilette besuchen, Schlappen aus, Schlappen an. 😉

In einem Ryokan schläft man auf dem Boden. Traditionell auf Tatami - (Stroh-) Matten und Futons. Für Touristen werden allerdings etwas komfortablere Matratzen ausgelegt.

Ansonsten gibt es nur noch einen Tisch mit zwei Sitzkissen - das war es. Besonderes Highlight ist der private Onsen direkt am Zimmer. Allerdings haben wir den Besuch des Gemeinschafts-Onsen bevorzugt.

Bitte nackt aber ohne Tattoo

Onsen bedeutet wortwörtlich übersetzt "warme Quelle" und ist im traditionellen Sinne ein Bad, das aus einer heißen Quelle gespeist wird. Das Wasser hat 40-45 Grad und ist oft etwas bräunlich - der Urspung dieser heißen Quellen ist vulkanische Aktivität.

Wir wollen natürlich dieses japanische Onsen besuchen, aber wie verhält man sich richtig!? Da will man ja aus Respekt vor den japanischen Gästen nicht unangenehm auffallen. Gut, also der Reihe nach.

Was trägt man

Traditionell trägt man im Ryokan und im Onsen einen Yukata, einen Baumwollmantel hübsch bedruckt, der an einen Kimono erinnert. Drunter ist man auf gar keinen Fall nackt, sondern trägt Unterwäsche oder mehr. Und man geht in Schlappen.

Was macht man wann

Beim Betreten zieht man vor der Stufe zur Umkleide natürlich die Schlappen aus. Da haben wir wohl nicht aufgepasst und sind mit den Dingern direkt rein.🙈 Sorry liebe Japaner, wir Langnasen (so werden westliche Menschen hier gern bezeichnet) wussten es nicht besser. In der Umkleide zieht man sich komplett aus, packt alles in ein Fach und geht nackt in den Waschraum. Dort stehen kleine Hocker auf die man sich setzt und sich dann 2x gründlich abseift von Kopf bis Fuß - richtig schrubbeln!! Erst dann darf man das Becken mit dem heißen Quellwasser betreten. Zugegeben man fühlt sich etwas komisch bei diesem Prozedere, aber das gehört nun mal traditionell dazu.

Was macht man lieber nicht

Ach ja, in Onsen sind Tattoos nicht gern gesehen bzw. verboten. Sie werden mit der japanischen Mafia und organisierter Kriminalität in Verbindung gebracht. Ich bekomme also ein hautfarbenes Pflaster für meinen Fuß an der Rezeption, um es zu verdecken.

Das Badevergnügen dauert für uns nur 10min, da es wirklich SEHR warm ist. Länger als 20min wird aber niemandem empfohlen, da der Kreislauf das nicht verträgt.

Was passiert danach 

Abschließend verlässt man den Onsen in umgekehrter Abfolge, auf das Abduschen darf man verzichten, da dem Wasser eine heilende Wirkung auf der Haut nachgesagt wird. Wir konnten auch 24 Stunden später keine Veränderung erkennen, aber geschadet hat es sicher auch nichts.

Viele Grüße 

Eure Katha


Klugscheißerwissen 

Die Taxi Türen öffnen und schließen sich in Japan von selbst. 

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