Bizarre Tsingys

Veröffentlicht am 16. Oktober 2023 um 17:02

Als ich mich für meine Reise nach Madagaskar entschieden habe, war mir bei der Wahl des Reiseanbieters wichtig, dass der Norden der Insel mit im Programm ist. Vor allem wollte ich Madagaskar nicht verlassen, ohne bei den Tsingys gewesen zu sein. Und das war auch eine extrem gute Entscheidung.

Samstagmorgen fahren wir nach einem kurzen Spaziergang durch die Altstadt von Antsiranana, die wichtigste Stadt des Nordens, ca. 10 km nach Süden. Auf dem Plan stehen heute die schönen roten Tsingys. 

Tsingy Rouge 

Diese Sandsteinkreationen sind das Ergebnis neuer Erosionen durch Monsumregen und starkem Wind, der wie ein "Sandstrahlgebläse" wirkt und aus der rötlichen lateritischen Erdschicht die roten Tsingys geschaffen hat. Die Farbe erhalten sie durch den roten Sand, ist dieser abgewaschen, sind sie irgendwann weiß.

Ankarana Nationalpark - Große Tsingys 

Auch wenn die roten Tsingys wunderschön anzusehen sind, haben sie außer einem ähnlichen Aussehen mit den echten Felsnadeln aus Kalksandstein im Ankarana National Park nicht viel zu tun.

Die Tsingys de Ankarana erstecken sich über 200 km² und sind messerscharfe Kalksteine, die über riesige Flächen dicht an dicht meterhoch gen Himmel ragen. 

Da sie aus der Jura Zeit stammen, sind auch viele Fossilen im Gestein eingeschlossen. Auch hier sind Regen und Wind die Architekten der bizarren Gebilde.

Das madagassische Wort "Tsingy" bedeutet so viel wie "auf Zehenspitzen laufen". Die kleinen scharfen Spitzen lassen auch erahnen warum! 

Wer jetzt glaubt, zu diesem Aussichtspunkt sind wir gefahren, der irrt. Heute am Sonntag stehen wieder 4.5 Stunden Wanderung auf dem Programm.

Unter anderem durch einen Trockenwald, der auch Teil des Nationalparks ist. Hier haben wir ganz besonderes Glück und sehen einen nachtaktiven Wieselmaki.

Und nein, wir haben ihn nicht aufgeweckt, er schläft einfach mit offenen Augen. Irgendwie spuki, aber süß ist er ja! 

Kurz vor dem Mittagessen heisst es noch mal volle Konzentration, denn wir gehen ca. 700m auf den Tsingys von Stein zu Stein und durch Felspalten hindurch. Ein nicht ganz ungefährliches Abenteuer. Am Ende wartet eine Hängebrücke und ein toller Ausblick auf uns.

Zum Glück haben wir die Tour über die Felsen der Tsingys alle verletzungsfrei überstanden. Alles andere wäre wohl auch wirklich doof gewesen. Die Gesundheitsversorgung in Madagaskar ist sagen wir unterirdisch. Zwei Ärzte kommen hier auf ca. 10.000 Einwohner, zum Vergleich: In Deutschland sind es ca. 44. Oft ist aber gerade für die ländlich lebende Bevölkerung der nächste Arzt aufgrund der Entfernung gar nicht zu erreichen. Zudem können sie sich diesen in den meisten Fällen auch gar nicht leisten. Es gibt hier kein staatliches System, sondern private Ärzte, die für eine Behandlung bezahlt werden müssen. Die Lebenserwartung liegt in Madagaskar leider nur bei 60 Jahren.


Klugscheißerwissen 

"Der Vogel war so riesig, dass wenn er seine Flügel ausbreitete, er die Sonne verdunkelte. Er packte einen Mann mit seinen Krallen und flog mit ihm davon." So erzählte kein geringerer als der berühmte Seefahrer Sindbad in seinem Märchen 1001 Nacht die Begegnung mit dem Riesenvogel. Jetzt mag ein Großteil der Geschichte reines Seemannsgarn sein. Aber im Ursprung könnte es sich aber um den Elefantenvogel von Madagaskar gehandelt haben, der von Besuchern noch bis ins 17.Jahrhundert leibhaftig gesehen wurde. Er war wohl der größte Vogel der Welt - ca. 500kg schwer und 3-4m groß.

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Kommentare

Silke
Vor 2 Jahr

Liebe Katha,
vielen Dank für die schönen Eindrücke, die du mit uns teilst !🙏
GlG und pass auf dich auf 🙋🏼‍♀️
Silke